systems of a town
linzstadt-psychogramme
2008
(Projektvorschläge Linz 2009/ Projektraum Goethestraße)
Wir gehen davon aus, dass wir (beinahe) nichts wissen. Wir haben leichteren Zugang zu unseren eigenen Wahnsinn, der unser Werkzeug ist, um in Vorstellung und Gestalt eine bewohnbare Realität zu bauen. Wir bilden uns ein, dass unsere Verrückungen – unsere Abweichungen von der Norm etwas Normales an sich haben, nehmen wir doch ähnliches um uns herum wahr, wenn auch in anderer Art. Wir bilden uns nicht ein, zu wissen, wo die Kunst aufhört und eine Krankheit anfängt (oder attestiert wird). Aber da wir nun mal da sind, wollen wir unsere Einzigartigkeit und Vielheit der Stadt nicht vorenthalten. Sie hat uns und alle anderen genauso wie wir/sie sind, verdient.* * Man kann sich das so vorstellen, dass alles was gerade, in diesem Moment in Linz durch die einzelnen Köpfe geht, simultan visualisiert, als bewegte Bilder auf eine riesige Wolke, die über der Stadt schwebt, projeziert wird. Und nicht nur die Bilder sind in Bewegung, auch die Wolke und der Projektor sind es. Damit nichts, was im Schatten steht, verborgen bleibt.
C*I*A_City-Intervention-Agency
Wir spielen uns ins Zentrum der Wahrnehmung. Die Agency bezeichnet das operative Team – den Zusammenschluss von pro mente (sport) Aktiven, Rhizom-KünstlerInnen und Mitgliedern einer Improvisationstheatergruppe. Sie agiert von dem konkreten Ort – Kunstraum Goethestraße aus. Dort werden Einsatzpläne (die Geschichte für den nächsten Tag) für die Operationen im Stadtgebiet geschmiedet. Über einen Zeitraum von 2 Wochen werden 2-tägliche Interventionen (1Tag Vorbereitung-1 Tag Umsetzung) gestartet, die wie dreidimensionale in Zeit- und Stadtraum ausgedehnte Sitcoms verlaufen können. Eingebettet in eine dramatische Handlung (Alltagsgeschichte) werden paradoxe Strategien wie Affirmation, logische Widersprüchlichkeit, „verrückte“ Realitätsinterpretation u.a., angewandt – die Etablierung einer anderen Normalität. Wenn verschiedene Ebenen der Abstraktion (Verrückung) zusammengefasst werden, öffnet sich der Kopfraum, um z.B. zu lachen oder auch innezuhalten. Regie führt das pro mente Team. Die Darsteller agieren im sozialen Feld – Stadt. Die Theatergruppe hat im improvisatorischen Zugang das Spielfeld der situationistischen Interaktion mit den DarstellerInnen des öffentlichen Raumes, offen. Für die Handlung folgt eine Beschränkung der Schauplätze auf wenige, stets wiederkehrende Orte. Allgemein folgt das Geschehen einer offenen aber zirkulären Dramaturgie – die Figuren sind am Ende schon integrativer Bestandteil des öffentlichen Lebens am konkreten Ort. *frei nach Flann O‘Brien
systems of a town
linzstadt-psychogramme
Der Begriff Dispositiv wurde geprägt durch die Diskurstheorie des französischen Philosophen Michel Foucault. Er versteht unter einem Dispositiv „ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architektonische Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebensowohl wie Ungesagtes umfasst. Soweit die Elemente des Dispositivs. Das Dispositiv ist das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft ist“ (Foucault 1978, S. 119 f.).
Nach Siegfried Jäger ist das Dispositiv in Foucaults Diskurstheorie ein Zusammenspiel von Sprechen, Denken und Handeln auf der Basis von Wissen, sowie die Sichtbarkeit und die Vergegenständlichung von Wissen durch Handlungen und Tätigkeiten. Dispositive sind also vielfältig miteinander verzahnte und ineinander verschlungene diskursive und nichtdiskursive Praktiken. Nach Foucault „bilden“ diese Diskurse „systematisch die Gegenstände“, von denen sie sprechen oder handeln. Das setzt nach Jäger voraus, dass „jeweilig konkrete Menschen […] in Gegenwart und Geschichte und vorausplanend auch für die Zukunft der Wirklichkeit Bedeutung zu (weisen)“. http://de.wikipedia.org/wiki/Dispositiv_(Diskurstheorie)
Eine Stadt funktioniert im Bewußsein seiner EinwohnerInnen kausal und logistisch logisch. Wir steigen in A ein um nach B zu kommen. In C gibts genau das Ding, das wir kaufen wollen. Und D ist unser Wirtshaus – unser Wohnzimmer etc. Wir haben einen Ich-Plan der Stadt gespeichert, der alle persönlichen Koordinaten (Freiheiten) im Bezug zur Stadt regelt: Bewegungsräume, Verstecke, Nieschen, Konfrontations- und Wohlfühlzonen, Expeditionsfelder und Spielwiesen. Jeder Mensch hat andere Layer über seinem Stadtplan liegen – andere Aktionsradien – andere Schutzzonen.
1. Was ist?
Gemeinsam mit interessierten pro mente-Mitgliedern begeben wir uns in der Stadt und verzeichnen, was ist und wie es jetzt ist. Wie verlaufen die täglichen Routen, Ausflüge in die Stadt, wo wird eingekauft, wo sind Treffpunkte- Orte wo man/frau willkommen ist etc.
2. Was geht?
Wir erstellen gemeinsam Wunschprojektionen auf unserem neuen Plan. Nach diesem werden Erweiterungen der Handlungsfelder gesucht und umgesetzt. Was würden die „Anderen“ an unserer Stelle empfinden?
„Das wissende Feld“– öffentliche Stellungnahmen
Wir machen Aufstellungen* und lassen das „wissende Feld“ von unvoreingenommenen ProtagonistInnen unsere Fragen (die inneren und äußeren Dispositionen) über ihre Körper- und Sinneswahrnehmungen darstellen (der die das andere spricht). Was ist, wenn die ProtagonistInnen das Wort übernehmen, sich verselbstständigen – die eigenen Fragen in einer öffentlichen Aufstellung stellen, die wiederum von anderen Akteuren „beantwortet“ werden. Was ist wenn jeder den (unwissenden) Anderen braucht, um eigene Fragen zu behandeln? * Allen Aufstellungsformaten gemeinsam ist die Vorgehensweise, dass Personen als sogenannte Vertreter eine Benennung – (im Sinne von „Vertreter für …“) – erhalten, im Raum aufgestellt werden und im Zuge einer Prozessarbeit nach Ihrer Wahrnehmung innerhalb des aufgestellten Systems befragt werden. vergl. Strukturaufstellungen nach Matthias Varga von Kibéd
Was gibt´s in Linz abseits unserer täglichen Routen zu entdecken?
Eine wundersame Reise über die Linztapete. Wir suchen das Fremde in der Ferne, in der Nähe ist es uns zu nah.
Welche Paralellwelten lassen sich in Linz entdecken? Was spricht die Stadt und was spricht aus uns?
Mit Care-Packet ausgestattet machen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln Gruppenreisen (1-tägig) durch Linz. Die Reiseeindrücke werden in komprimierter Form im Kunstraum-Goethestraße veröffentlicht. (Diavortrag!)
Was würden wir in der Stadt gleich mal ändern? Und wir brauchen nicht gewählt zu werden, weil wir sind eh schon da!
Es ist Gemeinderatswahlkampf. Wir treten als neue wahlwerbende Partei auf und formulieren unsere Forderungen und Vorschläge. Wir sind die Sandwichmänner und Frauen. Und wir machen Versprechungen, dass sich die Stadt ändern wird, weil Wir uns ändern werden. Wir sind nicht nur unsere eigene Verrückung, sondern auch unser eigenes Versprechen. Wo können wir die Mehrheit stellen? Da wir Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind, haben wir jetzt mal das Bedürfniss die Mehrheit zu stellen. Schaffen wir das? Beim Eröffnungsempfang zu Linz09? Im feinsten Restaurant der Stadt? Im Aufzug? In der Straßenbahn?
Habt ihr nicht oft das Bedürfniss Gott und die Welt zum Teufel zu schicken? …und zurück zu bleiben, um seine Schritte zu zählen?
Wenn ihr das auch öfter machen würdet, wäre unser Abstand nicht so groß, der Abstand zwischen einer definierten Krankheit und einem heilendem Rausschreien.
Welches Risiko ist größer? Sich selbst zu verletzen, um sich zu beweisen, dass man/frau existiert oder es anderen zu überlassen einen zu verletzen? Die Grenze zur Welt ist eine Haut, die vernarbt. Es ist nicht sicher, ob wir mehr Probleme haben oder nur mehr, weil ihr uns Probleme macht.
Wer verfolgt wen? Verfolgen uns die Verfolger der Vorstellung, wann endlich definitiv mit der Angst Schluss sein muss und das dieser delirierende Zustand im common medical sense als gesund bezeichnet wird oder braucht die Angst einfach nur andere Räume, andere Vorstellungen?
Werden wir die letzten unserer ART sein? weil in Zukunft schon Alles, jede Abweichung von der Norm im Vorfeld „geklärt“ werden wird. Alles ist von Allen schon gedacht.
Welcome on earth ! leo live on mars 21.11.07
update:
Die 3 Konzeptphasen/Ablauf:
1. Recherche
10-15 StadtbewohnerInnen aus unterschiedlichen Stadtteilen werden von RHIZOM eingeladen, über eine Arbeitswoche ein genaues persönliches Bewegungsmuster anzulegen.
Das heißt alle ihre privat, beruflich und im Zusammenhang mit der eigenen sozialen Gruppe zurückgelegten Wege zu dokumentieren.
Diese Informationen werden auf ein von Rhizom vorgefertigtes Kartenmaterial übertragen (täglich eine neue Karte) und mit den kleinen persönlichen Randnotizen, digitalen Abbildungen oder Tonprotokollen der Teilnehmenden ergänzt.
2. Bearbeitung
In der 2. Phase werden von den in Phase1 ermittelten und angefertigten Routenplänen, Texten, digitalen Abbildungen, Tonprotokollen jeder teilnehmenden Person „Personal Maps (Mein Linz)“ angefertigt und mit dem für LINZ 09 entstehenden „Stadtplan der Kulturhauptstadt“, überlappt. Und daraus 15 Schnittpunkte ermittelt werden.
3. Präsentation
Die in Phase 2 entstandenen Schnittstellen werden an ihrem Kreuzungspunkten mit plastischen Asphaltmarkierungen in Form eines X versehen. Die „Personal Maps“ werden an den Kreuzungspunkten in Form von Handouts an Passanten weitergegeben und auch medial vermittelt. Die BesucherInnen des besonderen Ereignisses Linz 09 auf ihrem Weg zu den diversen Spielstätten treffen auf die LinzerInnen, die sich auf den Routen des Alltäglichen befinden und ihr Leben abseits des Besonderen offenlegen.
Die Funktion der Aspaltmarkierung ist es, die Möglichkeit zu signalisieren, einen Haken zu schlagen, die Richtung zu ändern und den Pfaden des besonderen Banalen zu folgen.
radioheadball
Reportagen für das öffentlich staatliche Bewußtsein
Europameisterschaft 2008
„was wir schon immer wissen wollten…“ Pro mente (sport) – Aktive befragen von ihnen ausgewählte Persönlichkeiten (z.B. den ÖFB-Präsidenten nach der Begründung der Ablehnung des ÖFB-„Ehrenschutzes“ für pro mente sport) und gehen damit on air. Das Spielfeld ist auch das Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzung und gespielt wird nicht nur in zwei Richtungen. Ein Seitenwechsel vom Bittsteller zum Fragensteller.
fussball_variationen:
der fussball als „zeichenstift“
jedes spiel ein eigenes bild proSPORT – und euro2008 fussballmeisterschaften werden aufgezeichnet und visualisiert mit einem tracking system, das die bewegung des balls aufnimmt und in ein linien spiel überträgt (gps-grafik). Die so entstandenen grafiken sollen auf den fussballdressen veröffentlicht werden und die jeweiligen teamleader sind eingeladen einen öffentlichen „leiberltausch“ als zeichen der anerkennung vorzunehmen.
rauf – runter – durch
das auf und absteigen in die verschiedenen ligen, wird räumlich nachvollzogen durch die bespielung eines mehrstöckigen parkhauses die fußballfelder sind übereinander angeordnet in einem tauschverfahren können die spielerInnen zwischen den etagen wechseln welche fussballteams gegeneinander antreten, wird diskursiv erarbeitet, die spielregeln ebenso.
„unsichtbare körper“_ differenziertes sehen
gedanklich ausgehend von einem bild: zu sehen: ein fussballfeld, volle zuschauerInnentribünen, 2 nahezu unsichtbare teams mit grasgrünen ganzkörperdressen sichtbar sind: 22 köpfe, 22 paar hände, 22 paar schuhe weiss, 1 ball rot linienrichterInnen und schiedsrichterIn in schwarz das spiel beginnt: wie erkennen sich gegnerIn bzw. mitspielerIn?