sich mit fremden Federn schmücken

Der Kopfschmuck des Montezuma

Intervention im öffentlichen Raum Wien, Postkartenserie
2011

Die geplante Intervention im öffentlichen Raum Wien (Heldenplatz) greift mit künstlerischen Mitteln in die Kontroverse um die Rückgabe des Federschmucks Montezumas II. an Mexico ein.
Die Frage nach symbolischem, mythologischem und materiell-immateriellem Wert von Original und Kopie in unterschiedlichen kulturellen Kontexten (Europäische Kolonial- und Kulturgeschichte vs. Indigene Geschichte Mexicos), wird in der Form visualisiert, indem dem Reiterstandbild Erzherzog´s Karls am Heldenplatz eine Kopie des Kopfschmucks Montezumas, aufgesetzt wird. Ziel dieser einwöchigen Intervention soll, einem Gedanken von Bruno Frei von 1947 folgend, der Tausch des Originals (jetzt im Museum für Völkerkunde in Wien) mit der Kopie (jetzt im Museo Nacional de Antropologia in Mexico) sein. Vielleicht auch ein symbolischer Akt, der den Bruch der Gesetze der Gastfreundschaft (Zitat Bruno Frei:„Die Gastfreundschaft des Montezuma vergalt Cortez mit der Geiselnahme des Gastfreundes“) wiedergutmacht.

Zitat aus
DER KOPFSCHMUCK DES MONTEZUMA
Bruno Frei 1947

… Ihr wisst”, so schloss der Doktor, „dass Montezuma tatsächlich den Lehnseid auf Seine Kaiserliche Apostolische Majestät leistete. Allerdings als Gefangener. Die Gastfreundschaft des Montezuma vergalt Cortez mit der Geiselnahme des Gastfreundes. Im Palast des Eroberers gefangen, brachte Montezuma dem Cortez die Sicherheit in der feindlichen Stadt, die er so nötig hatte. Als das Volk sich erhob, um seinen Herrscher zu befreien, stellte sich dieser in vollem kaiserlichen Schmuck auf die Zinnen des Palastes, den Federbusch auf dem Haupte: ,Ich bin kein Gefangener’, sagte er, ,die Fremden sind meine Gäste.’ Von dem Wurfgeschoß eines erzürnten aztekischen Kriegers getroffen, starb Montezuma einen halb freiwilligen Tod. Er ließ nicht zu, dass seine Wunde gepflegt wurde.” „Demnach ist der Federschmuck im Nationalmuseum von Mexiko der echte, den Montezuma bis zuletzt getragen hatte?” fragte jemand. „Der Kopfbusch Montezumas, den ihr im Nationalmuseum Mexikos gesehen”, erwiderte der Doktor, „ist eine Kopie des in Wien befindlichen Geschenkes Montezumas an Cortez. In Wien ist das Original, in Mexiko die Kopie; der Kopfschmuck, den Montezuma selbst getragen hat, ist mit seinem Tode verschwunden. Verschwunden wie der Goldschatz des Montezuma, den die habgierigen Eroberer bereits in ihren Händen hatten, aber auf der Flucht zurücklassen mussten.

Wir beschlossen, unter die Moskitonetze zu kriechen. Im Einschlafen versuchte ich mir vorzustellen, wie eine Österreichische Gesandtschaft in Mexiko empfangen werden würde, die als Freundschaftsgabe das Original des Kopfschmuckes des Montezuma mitbrächte, um es gegen die Kopie in Mexiko auszutauschen.

Das aber war schon der erste Anfall des Hitzefiebers.

© Bruno Frei: Der Kopfschmuck des Montezuma, in: Bruno Frei, Mit eigenen Augen. Reportagen aus Österreich, Westdeutschland, Italien, Polen, der Tschechoslowakei, Mexiko, der Sowjetunion, Finnland (1932-1955), Aufbau-Verlag 1955. Erlaubnis für wissenschaftliche Publikation erteilt an Christian Kloyber, Wien und México 1978 vom Autor und in Absprache mit dem Verlag (2001)

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